Die Kuschkower Feuerwehr
Am 8. Mai 1934 wurde die Freiwillige Feuerwehr in Kuschkow gegründet.
Wie überall in den brandenburgischen Dörfern war diese Gründung eine
Reaktion auf die vielen Dorfbrände, denen immer wieder Menschen und
Sachwerte zum Opfer gefallen waren. Sie feierte am 29. April 2024 mit
einer Festveranstaltung ihr 90-jähriges Jubiläum.
Dorfbrände in Kuschkow
Alte Aufzeichnungen zu Kuschkow sowie die Schul- und Dorfchroniken erwähnen
verheerende Brände in den Jahren 1790 und 1857,
denen das ganze Dorf zum Opfer fiel. 1865 brannte das Koinzviertel
ab. In der Schulchronik Teil 1 (siehe oben), Vorblatt, Seiten 6a und b, sowie
Seite 87 von 1926 findet man die folgenden Einträge:
"Der erste Brand war am Johannistage 1790, wobei das ganze
Dorf bis auf eine Scheune (Nakonzers) abbrannte." ... "Durch
unvorsichtiges Spielen mit Streichhölzern verursachten Kinder am 19. Juni
1857 auf dem jetzigen Paul Mantz'schen Gehöft, einen Brand,
den fast das ganze Dorf zum Opfer fiel. Das Feuer konnte sich ungehindert
ausbreiten, da an diesem Tage der größte Teil der Bevölkerung auf dem Felde
(Heuernte) weilte. Dabei sind 11 Bauern-, 3 Kossäthen-, 3 Großbüdner-,
7 Kleinbüdner-, 6 Häuslergehöfte abgebrannt, insgesamt 133 Gebäude. Ein
fünfjähriges Kind, 8 Stück Hornvieh und 4 Schweine sind dabei mit ums Leben
gekommen." Es wurde auch im Lübbener Kreisblatt 1857 berichtet,
weitere Angaben dazu findet man in der Schulchronik.
Zur Chronik des großen Brandes von 1857 gibt
es von Pastor Böttger die folgende Niederschrift (siehe Schulchronik Seite 6b):
"Am 19. Juni Nachmittags um 2 Uhr hat Gott meiner Filialgemeinde
Kuschkow ein schweres Kreuz auferlegt. Außer Scheunen und Ställen sind
33 Wohnhäuser in einem Zeitraum von ½ Stunde ein Raub der Flammen
geworden und über 300 Menschen sind nun obdachlos. Durch starken Ostwind
und durch ungewöhnliche Trockenheit wurde die Glut mit Einem Male über
das ganze Dorf ausgebreitet, so daß die Meisten nur das nackte Leben
retten konnten. Ein Kind von 5 Jahren ist ein Opfer des grausigen
Brandes geworden und mehrere Einwohner liegen an Brandwunden danieder.
Das Elend ist sehr groß, und Hilfe, baldige Hilfe ist nötig. Ich wage
demnach, der lieben Kreisstadt Lübben, sowie dem ganzen Lübbener Kreise
eine Gelegenheit ans Herz zu legen, wo sie abermals christliche
Barmherzigkeit ausüben können, und Kreis und Stadt dringend zu bitten,
die Bibel, welche im Herzen zu tragen sie stets gezeigt haben, auch
dieses Mal meiner unglücklichen Gemeinde Kuschkow huldvollst und
tatsächlich auslegen zu wollen. Krugau, den 22. Juni 1857."
Weiterhin gibt es in der Schulchronik Teil 1.2, Seite 104, die folgende
Eintragung:
"Am 29. Februar 1928, Abend 10 ½ Uhr
ertönte plötzlich Feueralarm. Dem Anbauern Otto Androck brannten eine
Scheune und ein dicht daneben stehender Holzschuppen nieder. Unter den
telephonisch herbeigerufenen Feuerwehren der Nachbardörfer erschien
die Pretschener freiwillige Feuerwehr an erster Stelle. Ansonsten
waren Löschmannschaften von Gröditsch, Kossenblatt, Altschadow,
Dürrenhofe und Krugau erschienen. Nach beendigter Löschhilfe
verunglückte auf der Rückfahrt von der Dürrenhofer Löschmannschaft
der Bauer Marker (Dürrenhofe) durch Sturz von der Spritze tödlich."
Sicher gab es weitere Feuer im Dorf, die unerwähnt blieben. Allein
im Zeitraum von 1953 bis 1972 kann ich mich erinnern an einen
Zimmerbrand bei den Nachbarn, in der Dorfstraße brannte ein Heuboden
im Wirtschaftsgebäude, weiterhin brannten zwei Heuschober. Auch gab
es einen Waldbrand zwischen Kuschkow und Neu Lübbenau.
Man darf annehmen, dass Brände immer zum Dorfleben dazu gehörten. Zur
Eindämmung von Feuerkatastrophen wurden schon frühzeitig noch unter
kursächsischer Staatszugehörigkeit verschiedene
Vorschriften per Edikt erlassen zur Bauweise der Häuser mit dem Ziel
der Abschaffung von Strohdächern und ein Edikt zum Bestellen von
Nachtwächtern (Edikte von 1721). Backöfen, die fast zu jedem Hof
gehörten, mussten in einem Sicherheitsabstand zu den Hofgebäuden
errichtet werden. In der Separationskarte von 1842 kann man das gut
erkennen. Auch eine Schmiede sollte einen Sicherheitsabstand zum Dorf
bzw. zu den nächstgelegenen Höfen einhalten.
1826 wurde für die preußische Provinz Brandenburg eine Brandschutzverordnung
in Kraft gesetzt zum Mindestabstand zwischen Wohngebäuden und Ställen
(30 Fuß) bzw. Scheunen (60 Fuß), sofern diese mit brennbaren Dachdeckungen
errichtet wurden. In den ehemals sächsischen Landesteilen (also auch in
Kuschkow) blieben jedoch die Kursächsische Dorf-Feuerordnung von 1775
bzw. die Dorf-Feuer-Ordnung für das Markgraftum Niederlausitz von 1781
vorerst noch in Kraft (siehe im Literaturverzeichnis bei Neumann), ohne
verbindlich festgesetzte Mindestabstände. Erst am 11. Oktober 1847 wurde
eine "Feuer- und Löschordnung für das platte Land der Provinz
Brandenburg" erlassen, die auch in der Niederlausitz zu beachten
war (siehe Literaturverzeichnis). Um die Brandbekämpfung effektiv zu
organisieren, musste die allgemeine Pflicht zur Mitwirkung der zivilen
Bevölkerung bei der Brandbekämpfung geregelt und eine Pflichtfeuerwehr
eingerichtet werden.
Die Feuerlöschordnung für Kuschkow von 1880
Die Kuschkower Feuerlöschordnung von 1880 regelte die Organisation und
pflichtgemäße Teilnahme der männlichen Bevölkerung an den Löscharbeiten
im Brandfall. Umgangssprachlich und auch in der Ortschronik wurde diese
Pflicht im Dorf als "Pflichtfeuerwehr" bezeichnet. Besser wäre
es jedoch, von einer damaligen "Feuerwehrpflicht" zu sprechen.
Aus dieser allgemeinen Pflicht ist später die formell organisierte und
uniformierte Feuerwehr mit Polizeirecht entstanden. Ein offizielles
Gründungsdatum einer Kuschkower "Pflichtfeuerwehr" gibt es
somit nicht, die allgemeine Pflicht zur Mitwirkung bei Löscharbeiten
hat sich aus den wesentlich älteren preußischen und kursächsischen
Löschordnungen entwickelt. Vor der Gründung der Feuerwehr als Organisation
war die männliche Bevölkerung für den Brandschutz zuständig unter Leitung
des jeweiligen Gemeindevorstehers. Da in der Feuerlöschordnung aber
z.B. der "Spritzenmeister" erwähnt wird, dem 10 Mann als
"Bedienungsmannschaft" zugeteilt werden, könnte es in
Kuschkow um 1880 bereits eine gewisse Organisationsstruktur gegeben
haben, eventuell gemeinsam mit Pretschen. Ob diese Kernmannschaft
bereits uniformiert war, konnte bisher nicht geklärt werden.
Rechtsgrundlage für die Kuschkower Feuerlöschordnung war § 26 der
"Revidierten Feuerpolizei- und Löschordnung für das platte Land der
Provinz Brandenburg" vom 31. Oktober 1878 (siehe Literaturverzeichnis
unten mit Direktlink), ein außerordentlich interessanter Text. Im Ordner
zur Chronik der Gemeinde Kuschkow von 2002, zusammengestellt von Birgit
Martin (ABM), ist die Feuerlöschordnung von 1880 für Kuschkow enthalten.
Klicken Sie auf die folgenden Abbildungen, dann können Sie den Text gut
lesen (nach dem Öffnen noch einmal klicken zur Vergrößerung):
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Das Spritzenhaus befand sich um 1850
in der Dorfstraße auf der Grenze zwischen den Grundstücken der heutigen
Besitzer Dillan und Jäzosch. Die Stelle ist auf der Separationskarte
(Rein Karte) von 1842 markiert mit XX
an der Grundstücksgrenze zwischen den Höfen Nummer 4 (Dillan) und 5 (Jäzosch),
zur Verdeutlichung wurde sie hier auf der Webseite rot umrahmt. Die vollständigen
historischen Karten mit Erläuterungen sehen Sie auf der Sonderseite
"Separationskarten und Flurnamen" (siehe Seitenübersicht).
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An dieser Stelle verblieb das Feuerwehrgerätehaus ("Spritzenhaus") bis
zum Neubau 1948 in der Kirchstraße; siehe dazu unten. Auf dem folgenden Ausschnitt
aus einer Ansichtspostkarte um 1915 ist der Nachfolgebau an gleicher Stelle zu sehen.
Ganz rechts im Bild erscheint der Giebel des Wirtschaftsgebäudes mit Fenstern
(Altenteil ?) zum Hof 5, dahinter das kleine Gerätehaus mit rot kolorierter
Dachfläche, inzwischen nicht mehr direkt vorn an der Straßengrenze sondern leicht
zurückgesetzt und offenbar massiv erneuert. Dahinter folgen eine große Lücke und
danach das Wohnhaus zum Hof 4. (Bildquelle: Teilkoloriertes Schwarz-Weiß-Foto,
© Museum Schloss Lübben, Museumsarchiv, mit freundlicher Genehmigung
abfotografiert von Doris Rauscher am 18.11.2024; weitere Angabe zu dieser
sehr interessanten Postkarte gibt es auf der Startseite). Nicht weit entfernt
vom Spritzenhaus stand links vor dem Fachwerkhaus Dorfstraße 16 (auf der Karte oben
Hof 6) das Schilderhaus für den Nachtwächter, der auch für die nächtliche Brandwache
zuständig war. Auch dazu gibt es weitere Informationen auf der Startseite.
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Feuerwehrpflicht und Pflichtfeuerwehr
Da immerhin Menschen- oder Tierleben sowie deren materielle Existenzgrundlagen
bei einem Feuer gefährdet sind, verwundert es zunächst, dass der "Pflichtfeuerwehr"
in Kuschkow keine so große Bedeutung verliehen wurde wie etwa dem Krieger-, Turn-,
Schützenverein oder dem Männerchor. Erklärt werden kann das aus der Tatsache, dass
es sich bis 1934 nicht um eine formell gegründete Organisation handelte sondern
nur um eine allgemeine Mitwirkungspflicht als Feuerwehrpflicht der Gemeinde, wie
bei anderen Katastrophen auch. Diese allgemeine Pflicht konnte und musste nicht
durch besondere Feierlichkeiten gewürdigt werden. Erst mit Gründung der
freiwilligen und uniformierten Feuerwehr 1934 als Organisation wurde ihr
die Wichtigkeit beigemessen, die sie auch verdient. Von da an erhielt die
Kuschkower Feuerwehr auch in ihrer fachlichen Befähigung in diversen
Dokumenten häufig eine Würdigung.
Links
ist der Marschzug zum Erntefest 1933 (?) zu sehen,
vermutlich auf dem Weg von der kirchlichen Feier zu einer der beiden
Gaststätten oder zur Friedenseiche am hinteren Ende der Dorfstraße,
vorn rechts die Kuschkower Feuerwehr, dahinter wohl die Mitglieder
des Kriegervereins. (Foto: Familienarchiv Scheibe)
Dieses Foto wirft Fragen auf, die bisher nicht geklärt werden
konnten. Falls es wirklich 1933 entstanden ist, wie Familie
Scheibe mitteilt, so würde das bedeuten, dass bereits zu Zeiten
der allgemeinen Feuerwehrpflicht einige (oder alle ?) Kuschkower
Männer im feuerwehrpflichtigen Alter mit Uniformen als Einsatzbekleidung
ausgestattet waren. Bis 1934 gab es in Kuschkow die Feuerwehrpflicht,
danach eine freiwillige Feuerwehr gemeinsam mit Pretschen. Wenn
überhaupt, dann trug man also 1933 noch Uniformen der Pflichtfeuerwehr.
Nicht erkennbar ist, ob auch Mitglieder des Freiwilligen
Arbeitsdienstes mitmarschieren, der zu dieser Zeit in Kuschkow
aktiv war, Uniformen und Ärmelabzeichen sind jedenfalls nicht
einheitlich.
Die an dem Wohnhaus in der Kirchstraße (heutige Hausnummer 22)
gehisste schwarz-weiß-rote Flagge war die offizielle Nationalflagge
des Deutschen Reiches vom 13.3.1933 bis 15.9.1935, ein wichtiges
Datierungsmerkmal für das wertvolle Foto.
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Das Foto oben zeigt die Kuschkower Feuerwehrmänner
teilweise in Uniform, es ist vermutlich bei einer Übung kurz nach
Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Kuschkow im Jahr 1934
entstanden, noch sind wohl nicht alle Männer mit Uniformen ausgestattet
‒ oder nur die Führungskräfte haben bei dieser Übung Uniform
getragen. Wenn Sie eine Vergrößerung dieses sehr interessanten
historischen Bildes sehen möchten, dann klicken Sie hier:
►,
das Bild ist leider schon etwas ausgeblichen.
Die sechs Männer in Feuerwehruniform von rechts nach links sind:
- ganz rechts der Löschmeister Franz Borch,
- links neben ihm der Brandmeister Franz Schneider (1911-1944,
siehe auch
- Foto links, an der Uniformjacke das
"Deutsche Turn- und Sportabzeichen", das
- er schon mindestens seit 1931 besaß und
offenbar zu jedem festlichen Anlass
- trug, so auch am Anzug auf einer Hochzeitsfeier
1931 in Groß Leuthen)
- der Dritte in Uniform von rechts ist Hermann Noack.
Von den Männern ohne Uniform erkenne ich nur
- Max Ternick, steht lächelnd rechts hinter dem Uniformierten mit der Spritze,
- Erich Kohlstock mit dem Bärtchen, rechts hinter Hermann Noack.
(beide Fotos: Familienarchiv Schneider/Paech)
Die Freiwillige Feuerwehr von Kuschkow
Gerhard Scheibe gibt einen sehr ausführlichen Überblick zur Geschichte
der Kuschkower Feuerwehr in der Chronik der Gemeinde Kuschkow anlässlich
der 675-Jahrfeier, auf den Seiten 72 bis 74. Aus diesem Text zitiere ich
teilweise nachfolgend sinngemäß. Bis 1934 bestand in Kuschkow eine allgemeine
Feuerwehrpflicht. Alle männlichen Einwohner des Dorfes im Alter von
16 bis 60 Jahren waren verpflichtet, bei einem Brand zu erscheinen und
Hilfe zu leisten. Pferdegespanne waren im Dorf reihum zum Spritzefahren
eingeteilt. Dies war die sogenannte "Pflichtfeuerwehr".
Unter der neuen nationalsozialistischen Regierung trat am 1.1.1934 im
Freistaat Preußen das "Gesetz über das Feuerlöschwesen" vom
15.12.1933 in Kraft (siehe im Literaturverzeichnis bei Richter, Patrick).
Dort heißt es in § 1: "In jedem Ortspolizeibezirk muss eine
leistungsfähige und den örtlichen Verhältnissen entsprechend ausgerüstete
Feuerwehr vorhanden sein. Besteht ein Ortspolizeibezirk aus mehreren
Gemeinden, so ist in jeder Gemeinde für genügend Feuerschutz zu sorgen."
sowie in § 3: "Die Feuerwehr im Sinne der §§ 1 und 2 kann bestehen:
a) aus Berufsfeuerwehrmännern; b) aus einer Freiwilligen Feuerwehr; ...".
Weiter in § 5 Abs.1: "Freiwillige Feuerwehren sind Vereine, deren
Vereinszweck in der Bekämpfung der Feuersgefahren besteht. Die
Rechtsstellung der Mitglieder regelt die Satzung. Die aktiven Mitglieder
müssen das 18. Lebensjahr vollendet und dürfen das 60. Lebensjahr nicht
überschritten haben. Die Ausbildung und Uniformierung der freiwilligen
Feuerwehrmänner und die Bezeichnung der Führer regelt der Minister des
Innern nach Anhörung des zuständigen Ausschusses des Feuerwehrbeirates."
Auf dieser gesetzlichen Grundlage wurde am 8. Mai 1934 die
Freiwillige Feuerwehr in Kuschkow gegründet. Besondere Initiative ging dabei
von unserem Nachbarn, dem Landwirt Franz Schneider aus, der
auch die Leitung als Brandmeister übernahm, oben ist er
zu sehen auf einem Foto von 1937 (Foto: Familienarchiv Schneider/Paech).
23 Mitglieder gründeten im Jahr 1934 diese "Freiwillige Amtswehr
Pretschen, Halblöschzug II, Kuschkow", weitere Mitglieder
folgten schon bald. Einige Kameraden des damaligen Halblöschzuges ließen
sich ausbilden an der Feuerwehrschule in Bahnsdorf, Niederlausitz.
Schon kurz nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes über das Feuerlöschwesen
vom 15.12.1933 folgten weitere Anordnungen zur Umgestaltung der Feuerwehr,
zu Berufsbezeichnungen, Uniformierung und Hoheitsabzeichen, jeweils
veröffentlicht im preußischen Ministerialblatt der inneren Verwaltung
(MBliV), siehe dazu die folgenden drei Bilder (zum Lesen bitte
anklicken, danach nochmals klicken zur Vergrößerung). Zuerst wurden
am 6.2.1934 die Berufsbezeichnungen und Uniformierungen der Berufs- und
freiwilligen Feuerwehrmänner neu geregelt (linkes Bild, die Tabellen
dazu direkt hier:
►).
Danach wurde durch Runderlass vom 23.4.1934 das neue Hoheitsabzeichen für die
Polizei eingeführt, bestehend aus einem ovalen Lorbeerkranz mit Adler und
Hakenkreuz (mittleres Bild). Da mit dem Gesetz vom 15.12.1933 die Feuerwehren
in eine "Polizei-Exekutive besonderer Art" umgestaltet waren,
hatten sie gemäß Runderlass vom 10.7.1934 auch das nationalsozialistische
Hoheitszeichen der Polizei zu tragen (rechtes Bild). Die folgenden drei
Textauszüge und noch weitere interessante Dokumente, Informationen
und Abbildungen findet man auf der Website von Jiri Libal sr. unter
https://www.lbsr.cz/dr/buffw/BuFFW_1934.html (abgerufen am 7.7.2024).
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Den ersten Einsatz hatte die Wehr am 1.12.1934 bei einem Brand in Krugau.
Gerhard Scheibe berichtet auch von Auswirkungen, der "Nürnberger Gesetze"
vom 15.9.1935 in Kuschkow. Bei einer Mitgliederversammlung der Feuerwehr am
26.9.1935 wurde darüber informiert, dass das Betreten jüdischer Geschäfte
verboten ist. Dies betraf die Gastwirtschaft von Wilhelm Sohn in Kuschkow;
siehe dazu die Informationen auf der Startseite. Es ging sogar soweit, dass
Wilhelm Sohn als Jude aus der Feuerwehr austreten musste, ungeachtet dessen,
dass er zu deren Gründungsmitgliedern zählte. Er war "nicht arischer
Abstammung".
Im Ordner zur Chronik der Gemeinde Kuschkow von 2002 befindet sich auch die
Vereinstafel der Freiwillige Feuerwehr von 1937
mit einer Portraitsammlung der Wehrmänner, siehe die folgenden Abbildungen. Auch
diese Bilder können angeklickt werden zur Vergrößerung. Leider ist in beiden
Fällen die Bildqualität sehr schlecht, weil es sich jeweils um Kopien von
Kopien handelt:
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Auf der Vereinstafel von 1937 (linkes Bild) ist die
Führungsgruppe der Feuerwehr abgebildet mit Franz Schneider
(Brandmeister), Hermann Noack (Oberfeuerwehrmann, Schriftführer,
Kassierer), Franz Borch (Löschmeister), Fritz Brandt (Oberfeuerwehrmann)
und Wilhelm Lehmann (Gerätewart).
Auf der Mannschaftstafel (rechtes Bild) sind die
Wehrmänner abgebildet, jeweils von links:
- Obere Reihe: Arthur Brandt, Hermann Rattei, Erich Wilke, Max Ternick,
Alfred Lukas, Werner Schulze und Paul Mierke.
- Mittlere Reihe: Erich Kohlstock, Erich Wiemann, Hermann Elsner, Fritz
Köllnick, Bernhard Jänchen, Paul Görzig und Emil Ternick.
- Untere Reihe: Hermann Klinge, Alfred Moschütz, Paul Wilke und Gustav
Wiemann.
Im August 1939 wurden nahezu alle Mitglieder der Kuschkower
Feuerwehr zur Wehrmacht einberufen und die meisten von Ihnen sind aus dem Krieg
nicht mehr heimgekehrt. An deren Stelle mussten Jugendliche im Alter zwischen
15 und 17 Jahren sowie ältere Bürger die Feuerwehr am Leben erhalten. 1942
bekam die Feuerwehr ihre erste Motorspritze.
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1946 haben 16 Kameraden die Feuerwehr in Kuschkow neu aufgebaut,
was einer Neugründung der Freiwilligen Feuerwehr gleichkam.
Oben und links sehen Sie den der Feuerwehrausweis über die Mitgliedschaft
meines Vaters Manfred Jäzosch, der 1946 mit 16 Jahren
beitrat. Der Dienstausweis der Freiwilligen Feuerwehr Nr. 15
wurde ausgestellt am 22.3.1965 in Kuschkow.
Unten werden die Ehrenurkunden gezeigt, die er für
treue Dienste in den Jahren 1960, 1971 und 1990 erhalten hat. Klicken
Sie jeweils auf das Bild, dann sehen Sie gut lesbare Vergrößerungen.
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Gerhard
Scheibe berichtet, dass die Feuerwehrmitglieder das Feuerwehrgebäude
zusammen mit Kuschkower Handwerkern freiwillig und ohne Entlohnung mit
Materialspenden von den Dorfbewohnern errichteten. Aus dem Sitzungsprotokoll
der Gemeindevertretung zitiert er: "Die Gemeinde-Kirchenvertretung
stellt zum Bau eines Gerätehauses der Feuerwehr den Schulgarten zur Verfügung.
Das Gerätehaus soll massiv, 9,00 x 6,50 m lang sein, der Trockenturm aus Holz
werden. Der Bau des Gerätehauses wurde von der Gemeindevertretung einstimmig
beschlossen." Das Gebäude in der Kirchstraße konnte offenbar schon kurz
nach der Neugründung der Feuerwehr um 1947/1948 (?) in Betrieb genommen werden.
Von diesem Feuerwehrgerätehaus mit Schlauchturm im
Zustand um 1957 gibt es ein Foto aus dem Bildarchiv von
Günter Weiher, er war auch der Fotograf. Leider wurde der Schlauchturm
(Trockenturm) als weithin sichtbares Erkennungszeichen inzwischen abgerissen,
noch im Jahr 2003 existierte er offenbar in gutem Zustand, in der Ortschronik
ist ein Foto zu sehen. Weiterhin berichtet Gerhard Scheibe von der Auszeichnung
der Kuschkower Feuerwehr 1954 als beste Wehr des Kreises und dass sie das
erste Löschfahrzeug erhielt, das im Kreis zur Verfügung stand.
Ein
Spielmannszug war ebenfalls gegründet und durfte auf keiner
Veranstaltung der Feuerwehr fehlen. Die folgenden beiden Fotos aus meinem
Familienarchiv zeigen den Spielmannszug angeführt von Max Ternick, dem
Kuschkower Bürgermeister von 1948 bis 1978, vor der Gaststätte Koschack
und in der Dorfstraße, beide Fotos wohl aus den späten 1950er Jahren. Auch
diese Bilder sind leider nur von mäßiger Qualität. Im Hintergrund erkennt
man gut den damaligen baulichen Zustand der Gaststätte Koschack mit
unverputzter Ziegelfassade, inzwischen wurde Bier vom
"VEB Berliner Bürgerbräu" angeboten.
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Auch organisierte die Feuerwehr alljährlich ihren Feuerwehrball
mit Theateraufführung und anschließendem Tanz, ein bedeutendes
Dorfereignis. In den 1970er Jahren bestand auch eine Frauenfeuerwehr.
Das folgende Gruppenfoto entstand zum 40. Jahrestag der
Freiwilligen Feuerwehr 1974, es zeigt die Feuerwehrmänner zusammen mit
der zu Beginn der 1970er Jahre gegründeten Frauenlöschgruppe. In der ersten Reihe
vorn sind zu sehen von links Gerhard Nawrot, Peter Püschel und Gerhard Klinge. In
der zweiten Reihe von links Martha Burisch und Edith Kunze, die vierte Person ist
Margrit Michelchen, die sechste Ellen Paech und hinter ihr leicht verdeckt Ilse
Dillan. In der letzten Reihe hinten stehend von links Dieter Görsdorf, Werner Jäzosch,
Walter Ibscher, Willi Saretz, Heinz Michelchen, Franz Dillan, Manfred Burisch,
Volker Gärtner, Paul Saretz und Erich Dillan. (Foto: Familienarchiv Schneider/Paech)
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Es folgt ein Bild aus der gleichen Zeit mit Martha Burisch und Ellen Schneider
(rechts, unsere Nachbarin) in Montur mit Helm in der Hand, links in
Rückenansicht Heinz Michelchen bei der Arbeit am Feuerwehrschlauch, auf
dem Kopf das obligatorische "Hütchen", das damals fast alle Männer
bei der Arbeit trugen. (Foto: Familienarchiv Schneider/Paech)
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1997 wurde die Jugendgruppe der FFW
(Freiwillige Feuerwehr Kuschkow) gegründet. In der Chronik der Gemeinde
Kuschkow anlässlich der 675-Jahrfeier sind ‒ soweit bekannt ‒
die Wehrleiter aufgelistet:
8. Mai 1934 Mitbegründer und Brandmeister Franz Schneider
1951, 1957/1958 Herrmann Klinge
1959 Franz Dillan
--?-- Kurt Michelchen
1963-1967 Heinz Domke
1968-1070 Manfred Klinge
1970-1975 Heinz Michelchen
1975-1977 Peter Püschel
1977-1979 kein Wehrleiter
1979-1996 Hans-Werner Meyer
1996 Gerd Schütze
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Quellen- und Literaturverzeichnis
Hinweis: Hier finden Sie nur Literaturangaben zum Inhalt dieser Seite. Das allgemeine Literaturverzeichnis
zu Kuschkow und der Niederlausitz als Thema der gesamten Website finden Sie auf der Hauptseite (Startseite,
siehe hier: ►).
Brandenburgisches Landeshauptarchiv ‒ BLHA, im Internet unter https://blha.brandenburg.de
(siehe direkt hier: ►) mit
Rechercheangeboten zu sämtlichen historischen Dokumenten der brandenburgischen Landesgeschichte. Viele
der Dokumente sind inzwischen digitalisiert und per Internet frei zugängig, auch diverse Fachbücher kann
man sich als PDF-Dateien herunterladen.
Brosinsky, Einhard und Richter, Patrick:
Zeittafel über die Entwicklung des Feuerwehrwesens im Land Brandenburg,
dargestellt an regionalen und überregionalen Ereignissen 1718-1990.
Beiträge zur Feuerwehrgeschichte, Heft 12. Landesfeuerwehrverband
Brandenburg e.V., Fachausschuss Traditionspflege. Herausgegeben im
Selbstverlag, Potsdam 2014 (publiziert als PDF, siehe direkt hier:
►)
Chronik der Gemeinde Kuschkow. Erarbeitet 2002 von Birgit Martin als ABM-Leistung im Auftrag
der Gemeinde Kuschkow. Umfangreiche Loseblattsammlung in einem Ordner, aufbewahrt und weiterverarbeitet zur
gedruckten Chronik durch Familie Gerhard Scheibe 2003 (siehe nächste Position).
Chronik der Gemeinde Kuschkow. Herausgegeben von der Gemeindevertretung Kuschkow zur
675-Jahrfeier 2003; Redaktion und inhaltliche Bearbeitung durch Familie Gerhard Scheibe; Kuschkow 2003
Feuer- und Löschordnung für das platte Land der Provinz Brandenburg und die Kreise Dramburg
und Schievelbein vom 11. Oktober 1847. Enthalten und bekanntgemacht im Amtsblatt der Königlichen
Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin, Nr.51, vom 17. Dezember 1847, Seiten 395-409. Digitalisiert
als PDF von Google (Textauszug siehe direkt hier:
►)
Kandzia, Hans-Dieter: Dienstgradabzeichen und tragbare Auszeichnungen der Freiwilligen
Feuerwehren in Brandenburg von 1901-2010. Gemeindebrandmeister von Petershagen-Eggersdorf,
Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes Märkisch-Oderland e.V. Herausgegeben im Eigenverlag,
Petershagen 2010 (publiziert als PDF, siehe direkt hier:
►)
Lübbener Kreiskalender (Kreis-Kalender) in historischen Ausgaben ab 1913 (Stand
Dezember 2022), digitalisiert als PDF mit vielen interessanten Beiträgen auch zu Kuschkow und
Umgebung, findet man auf der Website der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam unter
https://opus4.kobv.de/opus4-slbp/solrsearch/index/search/searchtype/collection/id/18476
Neumann, Johann Wilhelm: Das Provinzial-Recht des Markgrafthums Niederlausitz in
zwei Abtheilungen nebst einer Darstellung der früheren Niederlausitzischen Verfassung, als Einleitung.
Gedruckt und verlegt von Trowitzsch & Sohn, Frankfurt a.O. 1837. Digitalisiert von der Staatsbibliothek
zu Berlin / Preußischer Kulturbesitz. Darin enthalten z.B. die Dorf-Feuer-Ordnung für das
Markgraftum Niederlausitz von 1781 (Auszug als PDF siehe direkt hier:
►) und die
General-Innungs-Articul für Künstler und Handwerker-Zünfte von 1780 (beides mit vorläufigem
Fortbestand auch nach 1815).
Revidirte Feuerpolizei- und Löschordnung für das platte Land der Provinz Brandenburg
vom 31. Oktober 1878. Enthalten in: C. H. W. von Wichert: Die Polizei-Verordnungen des Regierungs-Bezirks
Potsdam. Druck und Verlag von A. W. Hayn's Erben, Berlin 1880; Seiten 191-203. Digitalisiert von der
Staatsbibliothek Berlin / Preußischer Kulturbesitz zu finden unter https://digital.staatsbibliothek-berlin.de
(Textauszug als PDF siehe direkt hier:
►)
Richter, Patrick:
Historische Rechtsgrundlagen für die Feuerwehren auf dem Gebiet des Landes Brandenburg
(erlassen 1933-1996).
Beiträge zur Feuerwehrgeschichte, Heft 4. Landesfeuerwehrverband
Brandenburg e.V., Fachausschuss Traditionspflege. Herausgegeben im
Selbstverlag, Potsdam 2017 (publiziert als PDF, siehe direkt hier:
►)
Scheibe, Gerhard: Beiträge zur Geschichte der Gemeinde Kuschkow, Kreis Lübben.
Kuschkow 1978 (erschienen im Eigenverlag der Gemeinde zur 650-Jahrfeier)
Schröter, Stefan: Uniformierung und Strukturen der Feuerwehren
in der preußischen Provinz Brandenburg 1855-1933. Teil I: Die
Freiwilligen Feuerwehren. Beiträge zur Feuerwehrgeschichte, Heft 30.
Landesfeuerwehrverband Brandenburg e.V. Herausgegeben im Selbstverlag,
Potsdam 2018 (publiziert als PDF, siehe direkt hier:
►)
Verordnung wegen besserer Einrichtung der Backöfen in den Dörfern der Churmark.
De Dato den 16ten April 1794. Berlin, gedruckt bey George Decker, Königl. Geheimer Ober-Hofbuchdrucker.
Digitalisiert als PDF z.B. von der Staatsbibliothek zu Berlin / Preußischer Kulturbesitz oder vom
Brandenburgischen Landeshauptarchiv, siehe direkt hier:
►
Hinweis: 1 Preußische Meile = ca. 7.532 m = ca. 10.000 Schritt, Backofenabstand also: 50 Schritt
zu je 75,32 cm = ca. 38 m
Website zur Feuerwehr der DDR "Geschichte ‒ Rettungswesen der
Feuerwehr der DDR", eine inhaltlich und gestalterisch hervorragende und informative
Website von Heiko Mehner und Patrick Mehner unter https://drk-ddr.de/start.php?v=2000000
(letztmalig abgerufen am 15.8.2024)
Wegener, Fritz: Beiträge zur Chronik des Dorfes Kuschkow. Enthalten in: Lübbener
Kreis-Kalender 1927, Verlag des Lübbener Kreisblattes, Buchdruckerei Richter & Munkelt, Lübben
(Spreewald); Seiten 46-51 (siehe direkt hier:
►)
Wegener, Fritz: Die 600-Jahrfeier der Dorfgemeinde Kuschkow. Enthalten in: Lübbener
Kreis-Kalender 1929, Verlag des Lübbener Kreisblattes, Buchdruckerei Richter & Munkelt, Lübben
(Spreewald); Seite 44 (siehe direkt hier:
►;
der Name des Lehrers Wegener ist im Artikel falsch als "Wegner" angegeben)
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