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Bilddokumente und Informationen zur Geschichte des Dorfes Kuschkow aus der Spreewaldregion in der Niederlausitz
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Bildausschnitt aus der Karte der Feldmark Kuschkow 1842 / 1857.
Das Schmiedegrundstück mit der Nummer 55 links
am unteren (südwestlichen) Ende des Dorfkerns ist noch im alten Zustand
dargestellt mit dem Schmiedegebäude kurz vor dem Abzugsgraben und dem kleinen
Backhaus direkt an der Straße neben den Hofgebäuden. Der offene
Vierseithof zur Schmiede besteht aus dem separaten giebelständigen
Wohnhaus sowie den damals offenbar dreiseitig verbundenen
Wirtschaftsgebäuden, siehe dazu auch die folgenden Fotos. Bildquelle: Landkreis Dahme-Spreewald,
Kataster- und Vermessungsamt Lübben, ©
für das Digitalisat der Originalkarte: Kataster- und Vermessungsamt
Lübben. Weitere umfangreiche Angaben zu dieser Karte gibt es auf der
Spezialseite "Separationskarte und Flurnamen" ‒ siehe direkt
hier: ►
Nach ihrem sozialen Status waren Schmiede immer
Kossäten oder Büdner. Sie konnten sich
allein von ihrem Handwerk nicht ernähren und betrieben daher zusätzlich
eine kleine Landwirtschaft, waren aber keine Bauern sondern Landwirte im
Nebenerwerb. Da ich in den für die Familienchronik Jäzosch recherchierten
historischen Dokumenten fast immer die alte Schreibweise Kossäth /
Kossäthennahrung / Kossäthengut vorgefunden habe, wird diese alte und
offenbar in der ehemals sächsischen Niederlausitz übliche Schreibweise
nur hier auf dieser Webseite beibehalten. Auf allen anderen Unterseiten
von "Kuschkow-Historie" wird die moderne Schreibweise
Kossät verwendet. Weitere Angaben zur Begriffserklärung
für Kossät und Dorfschmied siehe hier:
►.
Die äußere Dorfstraße mit Blick in Richtung Dürrenhofe
in einer Aufnahme um 1925, links die Wirtschaftsgebäude
zum Hof der Jäzosch-Schmiede, dabei parallel / traufständig zur Straße
die alte zweistöckige Stallscheune als Fachwerkbau wohl noch aus der
Zeit um 1800-1850, links davon ein weiteres Wirtschaftsgebäude (Scheune,
schon als Massivbau ?). Hinter dem Fachwerkbau ist die Giebelspitze vom
alten Schmiede-Wohnhaus zu sehen (siehe nächstes Bild unten). Die Fahrbahn
der Straße ist offenbar mit Feldsteinpflaster gepflastert, daneben der
unbefestigte und pferdefreundliche "Sommerweg".
Die Brüder Franz Jäzosch und Arnold Jäzosch um
1925 vor ihrem alten giebelständigen Wohnhaus an der Dorfstraße
neben der Jäzosch-Schmiede am Ortsausgang in Richtung Dürrenhofe; an dieser Stelle
steht heute das Haus Dorfanger 10 (siehe das kleine Bild weiter unten links).
Blick in den Hof zum alten Wohnhaus an der Dorfstraße neben der Jäzosch-Schmiede
(siehe vorstehendes Foto) im April 1925, links wieder
Bernhard Jäzosch, rechts mit Krücken Arnold Jäzosch.
Rechts ist nur teilweise das Wohnhaus zu sehen.
Die Jäzosch-Schmiede an der äußeren Dorfstraße, sie gehört zu den
ganz wenigen Gebäuden im öffentlichen Bereich des Dorfes mit noch ursprünglich
erhaltener Straßenfassade. Der Vorgängerbau wurde 1911 abgebrochen
und gleich danach durch einen Neubau in Sichtziegelbauweise ersetzt. Das Bild zeigt
das Schmiedegebäude im April 1925, die Dorfstraße in Richtung Dürrenhofe
hatte zu dieser Zeit offenbar nur einen schmalen Fahrstreifen mit festem Pflasterbelag, daneben
eine pferdefreundliche Sandspur (sogenannter "Sommerweg"). Hinten links ist noch
das alte giebelständige Wohnhaus des Schmiedemeisters zu sehen (siehe das vorangegangene Foto).
Dieses Wohnhaus wurde 1927 durch das heute noch existierende Gebäude mit
Zwerchgiebel ersetzt, anfangs wohl aus finanziellen Gründen noch einige Jahre unverputzt als
Ziegelbau belassen (siehe kleines Foto unten links), spätestens um 1934 war es fertig verputzt
(siehe großes Foto mit der Schmiedefamilie weiter unten). Auf dem Foto zu sehen sind in der
Mitte der Schmied und spätere Müllermeister Bernhard Jäzosch
(mein Großvater) und rechts sein älterer Bruder, der Schmied Franz Jäzosch;
der Mann links im Bild hinter dem Wagenrad konnte nicht ermittelt werden.
Schmiedemeister
Emil Jäzosch (links, mein Urgroßvater) mit seinem Sohn Franz Jäzosch (rechts)
sowie dessen Ehefrau Gertrud Jäzosch (ganz links), fotografiert um 1930
vor dem alten zweiflügeligen Holztor der Schmiede, darüber die alte Hausnummer
68 (heute ist die
Schmiede ein Nebengebäude zum Grundstück Dorfanger 10).
Das neue traufständige Wohnhaus des Schmiedemeisters von 1927
mit Satteldach und großem Zwerchgiebel ebenfalls in einer Aufnahme um 1930
(gleicher Zeitpunkt wie das große Foto zuvor), zu dieser Zeit noch unverputzt mit Ziegelfassade,
die aber nie als dauerhafte Sichtziegelfassade konzipiert war. Rechts die Schmiede-Mannschaft
bei der Arbeit.
Die ehemalige Schmiede Jäzosch in Kuschkow, Dorfstraße 10,
fotografiert von Norbert Rauscher am 10.9.2011 ‒ 100
Jahre nach ihrer Entstehung. Das Gebäude
wurde zum Aufnahmezeitpunkt nur noch als Abstellraum und Hühnerstall genutzt.
Der im Jahr 1911 wohl überwiegend als Huf- und Wagenschmiede errichtete Bau
gehört zu den ganz wenigen Gebäuden im öffentlichen Bereich des Dorfes mit
noch weitgehend ursprünglich erhaltener Straßenfassade, eines der
wertvollsten baugeschichtlichen Zeitzeugnisse zur Ortsgeschichte (!). Es handelt sich um
einen schlichten Sichtziegelbau, Eingangstür und zweiflügelige Tore senkrecht
verbrettert, hohe Eisengitterfenster mit integrierten kleinen Lüftungsflügeln,
Toröffnungen mit Korbbogen, Fenster- und Türöffnungen mit Segmentbogen.
Holztore und Holztür sind in schlichterer Ausführung erneuert, geschmiedete
Langbänder und eingemauerte Kloben aber wohl noch ursprünglich. Satteldach
ohne Dachrinne mit alter Biberschwanz-Betondachsteindeckung als
Einfachdeckung (Zementstein-Platten, Zementdachsteine). Die Dachdeckung
stammt wohl noch aus der Erbauungszeit des Gebäudes, auf den Fotos um
1930 ist sie jedenfalls schon vorhanden. Viele weitere Fotos mit
baufachlichen Angaben finden Sie hier:
►.
Der Familienname Jäzosch
Kirchenbuch Nr. 11582 Krugau mit Kuschkow, Seite 66, Auszug
aus den Trauungs-Anzeigen, Eintrag Nr. 12 vom 30. Juni 1855.
Das Bild kann wieder angeklickt werden, dann erscheint die ganze Buchseite.
Bildquelle: Kirchenarchiv, fotografiert von Doris Rauscher am 19.6.2019.
Alwine Mathilde Jäzosch, geboren am 29.9.1867,
heiratete den Buchhalter Friedrich August Klein am 12.9.1896 in Berlin und
lebte mit ihm in Berlin, Zechlinerstraße 6. Ihr Sohn Johannes war Professor
in Berlin. Friedrich August Klein verstarb vor seiner Ehefrau. Vor ihrem
Tod am 27.1.1941 wohnte Alwine Mathilde in Lübben.
Emil Jäzosch in einer Portrait-Aufnahme um 1890.
Daneben das stark lädierte und vergilbte Foto von August Dillan
(rechts, Vater von Franziska Jäzosch) und seinem Sohn Franz Dillan
(1872-1960, Bruder von Franziska Jäzosch), zuerst das beschädigte
Gesamtbild, danach ein Bildausschnitt. Die Aufnahme stammt wohl aus der Zeit
um 1890-1895, der Fotograf war ansässig in Lübben (Schriftzug in Resten erkennbar),
die Angaben zu den beiden Männern sind noch nicht ganz sicher.
Franziska und Emil Jäzosch im Jahr 1914
mit ihrem jüngsten Sohn, dem am 14.4.1913 geborenen Arnold, in ihrem Garten.
Oben links die Doppeltorscheune zum Schmiedehof
im Jahr 1940, rechts meine Urgroßeltern Franziska
und Emil Friedrich Jäzosch
in einer Aufnahme um 1937. Unten zweimal Emil Jäzosch mit seinen
geliebten Pferden auf dem Schmiedehof, beide Aufnahmen von Juli 1937,
im Hintergrund jeweils die Hofseite der Doppeltorscheune (eine seitlich zum Hof
stehende Scheune mit zwei Tordurchfahrten). Das links an die Scheune angrenzende
massive Wirtschaftsgebäude (wohl ein Stallgebäude mit Heuboden) war offenbar der
Ersatzbau für das große zweistöckige Fachwerkgebäude, das weiter oben in einer
Aufnahme um 1925 zu sehen ist.
Die Schmiedefamilie Jäzosch, fotografiert um 1934 vor dem
inzwischen verputzten Wohnhaus neben der Schmiede (heute Dorfanger 10): Links meine Urgroßeltern, der
Altmeister Emil Jäzosch (1868-1940) mit seiner Ehefrau Franziska,
geborene Dillan (1874-1938), in der Mitte mit Krawatte ihr Sohn Arnold Jäzosch
(1913-1997) und rechts ihr Sohn Franz Jäzosch (1897-1945) mit dessen Ehefrau
Gertrud, geborene Wolff (1900-1945) in der Mitte und Tochter
Ilse (1927-1945).
Das Wohnhaus zur Jäzosch-Schmiede, Straßenseite im Zustand
von 1940, rechts zusammen mit dem Schmiedegebäude. Im
Vergleich mit dem unverputzten Zustand kurz nach der Baufertigstellung
(siehe Foto oben) erkennt man, dass die Giebelfenster offenbar schon
kurz nach dem Bau noch vor dem Verputzen wieder umgebaut wurden.
Es folgen die Todesanzeige für den am 15. Juni 1940 verstorbenen
Schmiedemeister Emil Jäzosch sowie ein Nachruf der Schmiede-Innung
Lübben, wie sie 1940 in der Lokalpresse erschienen sind.
Franziska Kusig, geborene Jäzosch, und ihr Ehemann
Carl Kusig in zwei Portraitaufnahmen von 1947.
Danach die kleinen Ziegen auf ihrem Hof bei Kremmen. Unten links waschen sie
ihren Hund zu Ostern 1944 und rechts sind sie mit Bekannten
zu sehen wohl ebenfalls in dieser Zeit mit ihrem Dreiradmobil, vermutlich ein
"Goliath F400" aus den 1930er Jahren.
Franz Richard Jäzosch,
Sohn von Franziska und Emil Friedrich Jäzosch, lernte Schmied bei seinem
Vater und wurde als Schmiedemeister Nachfolger auf dem Grundstück. Er
heiratete am 25.9.1926 Ella Gertrud Wolff (24.3.1900 - 28.4.1945), die
Schwester meiner Großmutter. Ihre Tochter Ilse kam am 25.10.1927 zur Welt.
Im gleichen Jahr wurde das alte Wohnhaus durch eine neues ersetzt. Franz
Jäzosch übernahm 1932 die Schmiede und 1934 das gesamte Gut von seinem
Vater; im Grundbuch (siehe oben) sind diese Eigentumsübergänge rot
eingetragen. Leider endete der Krieg für die junge Familie in einer
Katastrophe. Franz, Gertrud und Ilse wurden am 28.4.1945 am Landgraben
zwischen Kuschkow und Krugau tot aufgefunden. Zum Zustand der Toten
existieren unterschiedlichste Berichte. Ich möchte diese hier nicht
wiedergeben.
Franz Richard Jäzosch als junger Soldat der preußischen Infanterie.
Links ein Foto um 1915 in Mannschaftsuniform
(Feldrock) mit Schirmmütze, am Koppel trägt er ein Seitengewehr
mit Kompanietroddel. Danach auf einer Feldpostkarte vom
21.9.1916 in feldmarschmäßiger Uniform mit Gewehr,
Patronentaschen und Pickelhaube mit Überzug und der Regimentsnummer
20. Das Königlich Preußische Infanterie-Regiment Nr. 20 "Graf
Tauentzien von Wittenberg" war das 3. Brandenburgische
Infanterie-Regiment, stationiert in Wittenberg; weitere
Informationen dazu im Literaturverzeichnis bei Doerstling.
Beide Fotos sind Atelieraufnahmen. Rechts ein vergrößertes
Ausweisfoto / Passfoto aus der Zeit um 1935.
Franz Richard Jäzosch mit Familie um 1933,
Ehefrau Gertrud (geborene Wolff) und Tochter
Ilse; leider ist das Bild nur in sehr schlechter Qualität
erhalten. Daneben die blonde Tochter Ilse um 1937 mit
einer unbekannten Freundin im weißen Kleid.
Die Teilnehmer am "I. Sonderlehrgang für Schmiedemeister
‒ Gau Kurmark" vom 20. Februar 1936; der Ort des
Lehrgangs ist nicht bekannt. In der Bildmitte vor den beiden
hochgehaltenen Hämmern steht Schmiedemeister Franz
Richard Jäzosch. Auf der rechten Tafel der Sinnspruch "Das
Gefüge ist der Schmiede Traum" (mit "Gefüge" wird in der Metallurgie die
innere Struktur des geschmiedeten oder auf andere Weise bearbeiteten
Eisens bezeichnet).
Bernhard Erich Jäzosch, Sohn von
Franziska und Emil Friedrich Jäzosch, lernte ebenfalls Schmied bei seinem Vater.
Neben den alltäglichen Schmiedearbeiten fertigte er gern auch Kunstschmiedearbeiten
für den häuslichen Gebrauch an. Er heiratete 1927 Emma Wolff, meine Großmutter,
und lernte Müller in der Windmühle seines Schwiegervaters. 1932 übernahm Emma
Jäzosch die Mühle ihres Vaters. 1933 mussten sie ein neues Wohnhaus bauen, weil
das alte vollständig abgebrannt war. Die Windmühle musste um 1936 wegen
Baufälligkeit abgerissen werden, die Planung für den massiven Mühlenumbau
begann 1934; weitere Angaben dazu mit Zeichnungen siehe auf der Mühlenseite.
1938 begann die Arbeit in der neuen Mühle. Bernhard legte seine Müllermeisterprüfung
1939 ab. Das Glück war nicht auf ihrer Seite. Der Mühlenbetrieb endete schon ein
Jahr später wegen des Zweiten Weltkrieges. Bernhard wurde Soldat und fiel am
28.4.1945 im Kessel von Halbe (am selben Tag starb sein Bruder samt Familie
in Kuschkow). Ausführliches zu ihm ist auf der Mühlenseite zu lesen.
Bernhard Erich Jäzosch, zuerst in einer Aufnahme
um 1937, danach als Soldat 1941.
Rechts sein Sohn Manfred (22.12.1929 - 22.9.1995),
mein Vater, wohl ebenfalls ein Foto um 1941. Unten
links ist er zu sehen als Teilnehmer am "Melkkursus" in
Gröditsch, er steht in der Mitte rechts neben der Texttafel (Zeitpunkt
unbekannt, wohl 1930er Jahre). Das vollständige Bild und weitere Bilder
mit gleicher Thematik finden Sie auf der Seite "Verschiedenes ‒
Teil 1".
Hier endet die durch Jahrhunderte in Kuschkow währende Tradition
der Familie Jäzosch als Schmiede. Erst der Zweite Weltkrieg zog den
Schlussstrich am 28.4.1945 mit dem Tod der Brüder Schmiedemeister
Franz Jäzosch und Schmied Bernhard Jäzosch. Weder Kriege davor,
Krankheit oder früher Tod haben die Tradition seit 1680 brechen
können. In sämtlichen Kirchenbüchern finden sich als Ergänzung
zum Namen Jäzosch (in unterschiedlichen Schreibweisen) neben
anderen immer die Bezeichnungen Schmied, Schmidt, Dorfschmied,
Schmiedemeister und Kossäth.
Werner Jäzosch (links) um 1975 auf dem
Pferd mit seinem Reiterfreund Reiner Guttke bei einem Dorffest in
Kuschkow, dessen Höhepunkt Reiterwettbewerbe waren. Im Hintergrund sieht
man rechts von den Zuschauern die Hürden des Hindernisreitens.
Arnold Jäzosch,
umgangssprachlich von allen im Dorf Arno genannt, war
der jüngste Sohn von Franziska und Emil Friedrich Jäzosch; als einjähriges
Kind ist er oben zu sehen auf den Armen seiner Eltern. Als Siebenjähriger
erkrankte er an Kinderlähmung. Er behielt ein gelähmtes rechtes Bein davon
zurück. Mit Hilfe der von Tischler Domke gebauten Krücken konnte er sich
fortbewegen, auf dem dritten Foto ganz oben ist er im April 1925
mit diesen Krücken zu sehen. Bis zu seinem Lebensende ließ er sich
von Tischler Domke mit Krücken versorgen.
Arnold als Schulkind 1919 mit Schulranzen und
Brottasche, im Alter von sechs Jahren, noch gesund und ohne
Beinbehinderung, vermutlich ein Foto zur Einschulung. Danach schon
elegant im Anzug mit Fliege zur Konfirmation 1927.
Rechts wird der evangelische Konfirmationsschein zur Einsegnung in
Kuschkow gezeigt, ausgestellt am 3.4.1927 vom zuständigen Pfarrer
Zeitzler in Krugau (zur Vergrößerung dieses Bild bitte anklicken).
Schulbild von 1924, Schuljahrgang
1923/1924, fotografiert im zeitigen Frühjahr vor der Dorfkirche
und dem 1922 eingeweihten Kriegerdenkmal, mit Lehrer Fritz Wegener und
offenbar einer Hilfslehrerin ganz links. Weitere Angaben zu diesem Bild
mit den Namenslisten der Konfirmationsjahrgänge aus dieser Zeit gibt es
auf der Schulseite. In der dritten Reihe der größte Junge in der Bildmitte ist
Arnold
Jäzosch. Eine Vergrößerung des Bildes
sehen Sie hier:
► (Foto: Familienarchiv Günter Weiher)
Seine Eltern sicherten ihm testamentarisch ein Ausgedinge zu mit
lebenslangem kostenlosen Wohnrecht in ihrem Wohnhaus auf dem
Schmiedegrundstück, was dem ältesten
Sohn überschrieben wurde. Hauptsächlich arbeitete er im Haushalt. Seine
Liebe galt von jeher seinem kleinen Garten gegenüber dem Hauseingang.
Arnold Jäzosch in den Jahren 1932,
1937 und 1938 ‒ für den Fotografen
immer gern elegant gekleidet.
Ab Januar 1941 bis Juni 1945 hatte er eine Arbeitsstelle als Expedient
bei der Ärztlichen Buchhalterei- und Verwaltungsstelle in Berlin-Charlottenburg
und wohnte in Berlin.
Am 22.4.1943 heiratete er Hildegard, geborene Loos. Sie lebten in
ihrer Wohnung in Berlin-Kreuzberg.
Arno Jäzosch als Mitarbeiter der Ärztlichen
Verwaltungsstelle in Berlin 1944. In der Mitte seine
Ehefrau Hildegard, geborene Loos, auf der inzwischen
vor dem Wohnhaus in Kuschkow errichteten Einfriedung, vermutlich
ebenfalls ein Foto um 1944. Rechts ist er zu
sehen auf dem von meinem Vater für ihn umgebauten Fahrrad am
18.5.1958 im Wald bei Kuschkow.
Meine Großmutter ließ die Schäden am Wohnhaus des Schmiedehofes
reparieren, so dass Arno wieder dort wohnen und vermieten konnte. Mein
Vater baute ihm ein spezielles Fahrrad, an dem nur das linke Pedal zu
treten war und brachte ihm das Fahren bei.
Seine Lebensqualität verbesserte sich damit, er gewann ein Stück mehr
Selbständigkeit. Seine Krücken wurden an der Stange festgeschnallt, wo
auch noch ein Kindersattel für mich Platz fand. Es hieß dann: "Komm
Dorchen, steig auf, wir fahren zum Friedhof." Im Sommer, wenn
Trockenheit den Sand des Weges zu Puderzucker werden ließ, gab es
manchmal keinen Halt, so dass wir oft genug in den Brennnesseln
am Wegesrand landeten. Mit dem Rad war er beweglich und musste
die weiten Wege nicht mehr laufen. Er pendelte zwischen unserem
weit abgelegenen Hof, dem Friedhof und seinem Elternhaus, in dem
er wohnte.
Arnold beim Beschneiden der Hecken auf dem Friedhof im September
1959, akkurat mit Spannschnur, Zollstock und Handschere unter
dem Arm. Rechts die fertige Gedenkstätte für die
Gefallenen und Vermissten des Krieges im Zustand 1959,
angelegt nach seiner eigenen Zeichnung. Weitere Bilder von dieser
Gedenkstätte sind auf der Friedhofsseite zu sehen.
Plan zur Gestaltung der Gedenkstätte auf dem Kuschkower
Friedhof. Die Zeichnung aus der Zeit um 1957/1958 existiert
nicht mehr, es gibt nur noch dieses kleine Foto; auch bei starker Vergrößerung
ist die Schrift nicht mehr lesbar. Wie man im Vergleich mit der ausgeführten
Anlage (Foto oben rechts) sieht, wurde die Planung etwas reduziert (Grundfläche
verkleinert). Danach folgen die Sammellisten von 1958 mit
den Spenden der Dorfbewohner für die Gedenkstätte sowie rechts die
Kostenabrechnung vom Steinmetzbetrieb Fietz aus Märkisch
Buchholz vom 8.3.1959. Alle Bilder können angeklickt
werden
zur Vergrößerung, beim mittleren Bild sieht man die kompletten Sammellisten
als PDF-Datei, interessant auch als Namensliste der damaligen Dorfbewohner.
Arnos Aktivitäten für die Gedenkstätte auf dem Friedhof wurden von
staatlicher Seite mit Argwohn beobachtet. Als dann ein Polizist in
sein Haus einzog, war er völlig unter Kontrolle. Eines Tages wurde
er von der Polizei morgens abgeholt und bis in die Nacht hinein
verhört. Er war völlig verängstigt und wollte nichts als
schnellstmöglich weg. Seine Zukunftspläne in Kuschkow waren dahin.
Am nächsten Tag, dem 13.3.1960, befand er sich in Westberlin in
der Notaufnahme für Flüchtlinge. Einzelheiten sind dem
Bundesnotaufnahmeverfahren zu entnehmen, die im Familienarchiv
erhaltenen Dokumente werden nachfolgend gezeigt (alle Bilder können zur
Vergrößerung angeklickt und gelesen werden):
Antrag auf Aufenthaltserlaubnis mit Begründung und
Genehmigung (Vorder- und Rückseite) vom 22. / 28.3.1960 sowie rechts der
Gesundheitspass für Flüchtlinge vom 16.3.1960 (Vorder-
und Rückseite).
Merkblatt für die Beantragung des Flüchtlingsausweises C
(Sowjetzonenflüchtlinge) von Januar 1955. Danach das Merkblatt
für Gesundheitsuntersuchungen (Schirmbilduntersuchung und
Stuhluntersuchung) bei Flüchtlingen.
Laufzettel für das Notaufnahmeverfahren im Lager Berlin
West 21, Pritzwalker Straße 14, bei 10 Dienststellen, alle von Arnold
Jäzosch absolviert im März 1960.
Zu den Kuschkowern hielt er regelmäßigen schriftlichen Kontakt und
war stets bestens informiert über das aktuelle Geschehen. Erst nach
der Wiedervereinigung konnte er sein Heimatdorf wieder sehen. Er
setzte aber keinen Fuß auf den Friedhof ‒ der Anblick vom
Auto aus reichte ihm. Ersatzloses Fällen von Bäumen und Ziergehölzen
machten den Ort trostlos. Arnold Jäzosch hat dort aber seine letzte
Ruhe gefunden, obwohl er sicher nicht mit der aktuellen Gestaltung
zufrieden ist.
Das Wohnhaus von der Straßenseite und der
Schmiedehof von der südliche Feldseite aus gesehen in den
1950er Jahren (?), beide Fotos von Arno. Vor dem
Wohnhaus ist die um 1942 errichtete Einfriedung des Vorgartens erkennbar.
Das Wohnhaus zur Jäzosch-Schmiede im Zustand um 1960
(?), oben links die Straßenseite mit dem Schmiedegebäude rechts daneben, die anderen
drei Bilder zeigen die Hofseite mit einem späteren Eingangsvorbau (massive Eingangslaube)
sowie einer Schleppgaube, die wohl auch erst nachträglich hinzugefügt wurde; eventuell
sind diese Umbauten im Zusammenhang mit der Reparatur der Kriegsschäden entstanden.
Wie man auf dem Bild unten rechts sehen kann, verlief damals unmittelbar hinter
dem Hof ein beidseitig eingezäunter Weg.
Nach dem Krieg hatte der Kuschkower Schmied Richard Brunn die Schmiede gepachtet
und arbeitete dort als Schmiedemeister. Günter Weiher, der
auf beiden Fotos um 1955 zu sehen ist, auf dem linken Bild steht
er links, machte hier die Schmiedelehre, wie auch der etwas jüngere Sohn von
Richard Brunn rechts neben ihm. (Beide Fotos: Familienarchiv Günter Weiher)
Gärten und Landschaft gegenüber dem Wohnhaus zum
Schmiedegrundstück (gegenüberliegende Straßenseite), fotografiert
wahrscheinlich von Günter Weiher in den 1950er Jahren
vom straßenseitigen Giebelfenster der Dachgeschosswohnung aus über die
Dorfstraße hinweg mit Blickrichtung Westen. Auf dem großen Bild oben
sieht man im Hintergrund die Bebauung an der Dammstraße und rechts
die Wirtschaftsgebäude zum Hof Dorfstraße 11 (oder 12). Die unteren
beiden Bilder schließen links an das große Bild an, zu sehen sind die
typisch dörflichen Gemüsegärten und Obstbaumwiesen (heute als
"Streuobstwiesen" bezeichnet).
Richard Jäzosch, jüngster
Sohn von Marie Therese und Friedrich Wilhelm Jäzosch, war Stellmachermeister
und heiratete 1904 Antonie Baganz aus Neu Lübbenau, Tochter des Handelsmanns
Hermann Baganz und Emma geborene Jeikob. Er baute sein schönes Haus auf
dem Schmiedegrundstück mit Blick auf die breite Dorfstraße und lebte
dort mit seiner Familie.
Antonie Baganz und Richard Jäzosch in zwei
Portraitzeichnungen (!) vermutlich im Zeitraum ihrer Hochzeit 1904.
Familie Richard Jäzosch vor dem Haus Dorfstraße 66 (alte Hausnummer,
heute Dorfanger 9), etwa um 1926.
Tochter Antonie Margarete heiratete 1928
Hermann Kaatsch und wohnte mit ihm in Neu Lübbenau. Sohn
Emil Richard fiel 1942 im Zweiten Weltkrieg.
Fritz Richard Paul heiratete 1940 Marie Borch
in Kuschkow. 1942 wurde ihr Sohn Hans-Joachim in Kuschkow
geboren. Der Vater kehrte nach dem Krieg nicht zu seiner
Familie nach Kuschkow zurück und ließ sich 1946 scheiden.
Er starb 1984 in Koblenz. Marie starb 1990 in Kuschkow.
Ihr Sohn Hans-Joachim arbeitete zuletzt als Fotograf in
Storkow und lebt auch dort mit seiner Ehefrau.
Frida Johanna heiratete 1937 Paul Hermann
Scheel (RAD Kuschkow) und hatte mit ihm die vier Kinder: Günter,
Manfred, Helga und Karin. Weitere Angaben zu dieser Hochzeit mit einem
Foto gibt es auf der Hochzeitsseite. Auch Paul Hermann Scheel fiel
1942. Johanna Scheel zog ihre vier Kinder allein auf. Sie
verdiente das Notwendige als Schneiderin, Kindergärtnerin
und Köchin im Kindergarten. Als begnadete Köchin wurde
sie sehr gern zu großen Familienfesten im Dorf
bestellt. Sie starb 1979 und wurde in Kuschkow begraben.
Walli Lisbeth heiratete um 1950 Walter Mai
und bekam mit ihm zwei Kinder: Reiner und Ingrid. Ihre
Familie und die ihrer Schwester Johanna teilten sich das
Elternhaus, was zuletzt an ihren Sohn Reiner überging.
Walli Mai starb 2004 in Kuschkow. Hier noch einmal das Wohnhaus der Familie Richard Jäzosch um 1925, als Neubau mit Stuckfassade wohl kurz nach 1900 auf dem Schmiedegrundstück errichtet, auf dem Messtischblatt von 1903 ist es noch nicht vorhanden. Links steht Margarete eventuell mit ihren kleinen Geschwistern Otto (?) und Walli, rechts Bernhard Jäzosch, ihr Cousin; der junge Mann in der Mitte konnte nicht ermittelt werden. Weitere architekturgeschichtliche Angaben zum Haus gibt es auf der Startseite.
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Auf dem Foto zu sehen ist Albertine Clara Kühn (1866-..?..,
geborene Jäzosch, Tochter von Marie Therese und Friedrich
Wilhelm Jäzosch), mit Ehemann und ihren fünf Kindern in einer Aufnahme um
1918, wohl kurz vor Ende des Krieges, ihr ehelicher Sohn trägt noch
Matrosenuniform der kaiserlichen Marine. Ganz links ihr unehelich vor der Ehe mit dem
Berliner Stellmacher Kühn geborene Sohn Willy Franz Jäzosch (1886-1973,
Schreibweise zum Fototermin bereits: Willi Jätzosch). Willy Jäzosch
wuchs wahrscheinlich in Kuschkow auf und lernte wie viele andere Mitglieder meiner
Familie ebenfalls Schmied, vermutlich bei seinem Onkel, dem Schmiedemeister Emil
Friedrich Jäzosch; siehe dazu die Bilder und Angaben weiter oben. Zum Aufnahmezeitpunkt
war Willi bereits seit etwa vier Jahren verheiratet, seine Ehefrau könnte gerade
schwanger gewesen und deshalb auf dem Bild nicht mit vertreten sein. Der Anlass für
dieses hervorragend arrangierte Foto im Atelier konnte nicht ermittelt werden, der
Fotograf war jedenfalls ein Künstler.
Links ein Familienfoto Jätzosch mit Anna, Willi und ihrem Sohn Gerhard
in der Berliner Wohnung zur Weihnachtszeit, vermutlich um 1930. Rechts
ein Hochzeitsfoto von Gerhard Jätzosch wohl kurz vor
seinem Tod 1943; der Name seiner Ehefrau ist nicht bekannt. |
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